Daniel Auner
[Kritik] CD Kritik

Mit drei faszinierenden Klarinettenquintetten lassen Simon Reitmaier und das Auner Quartett aufhorchen: Dem paradiesischen Klang des Tiroler Klarinettisten verfallen, sogt das Streichquartett für ein solides Fundament.
Für Liebhaber der Klarinette und kammermusikalischer Schmuckstücke erfüllt sich mit der vorliegenden Einspielung ein ersehnter Wunsch. Das Standardwerk dieses Genres – Mozarts Klarinettenquintett (KV 581) – wird durch die zeitgenössische Komposition des österreichischen Komponisten Ernst Ludwig Leitner und Max Regers Klarinettenquintett eindrucksvoll bereichert. Indirekt sind diese drei Werke auch aufeinander bezogen: Sowohl bei Max Regers Komposition als auch bei Ernst Ludwig Leitner merkt man die Bezugnahme auf Mozarts Komposition und die Verarbeitung einzelner Motivelemente.
Klanglich wird Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur vom Klarinettisten Simon Reitmaier fabelhaft zelebriert. Es ist ein Genuss seinen feinen und klangintensiven Tönen zu lauschen. Das breite Klangspektrum des von Mozart geschätzten Holzblasinstrumentes wird vom Interpreten liebevoll ausgekostet und überzeugt sowohl im spritzigen Staccato als auch in lyrisch anmutenden Legato-Passagen. Das Auner Quartett knüpft hier weitgehend erfolgreich an, manchmal entsteht jedoch der Eindruck, dass die Phrasierungen, Verzierungen und die Artikulation noch eine Spur homogener und intimer möglich wären. Reitmaier und das Auner Quartett wählen generell ein Zeitmaß, das im Mittelfeld der bisherigen Interpretationsgeschichte einzuordnen ist und einen guten Ausgleich zwischen zelebrierter Bedächtigkeit und keckem Vorwärtsdrang schafft. Über die vier Sätze wird insgesamt ein schöner Bogen gespannt, der vor allem durch die melodische Führung des Klarinettisten dynamisch, virtuos und klanglich überzeugend wirkt.
Ernst Ludwig Leitners Klarinettenquintett 'Metamorphosen nach Motiven von W.A. Mozart' wurde 1997 durch Günther Gradischnig, den Soloklarinettisten des Bruckner-Orchesters Linz, und dem Quartett Ambassador uraufgeführt und hat mit der vorliegenden Einspielung sicherlich noch etwas an Bedeutung hinzu gewonnen. Das Auner Quartett zeigt hier feurige Expressivität und die Solovioline fasziniert gleich zu Beginn des ersten Satzes durch die klare Intonation und die klanglich fesselnde Interpretation des bearbeiteten Mozart-Motivs in extrem hoher Lage. Die Expressivität und das Erzeugen eines dunklen, kontrastvollen Klanges gelingt dem Streichquartett gut und auch die Virtuosität wird bemerkenswert zur Schau gestellt. Simon Reimaier glänzt wieder durch gewohnte eine intensive und detailverliebte Interpretation und lässt auch herausfordernde Achtelbewegungen und hohe Spitzentöne leicht und unbeschwert wirken.
Mit Max Regers Klarinettenquintett präsentieren sich das Auner Quartett und Reitmaier schlussendlich nochmals in unterschiedlichsten Facetten, die die generelle Symbiose des Holzblasinstrumentes mit dem Streichquartett bekräftigen. Melodisch, rhythmisch und agogisch wird sehr fein gearbeitet und vor allem die einzelnen unisono-Stellen wirken sehr homogen und fein aufeinander abgestimmt. Die Klarinette zelebriert ihren Klang und ihre Virtuosität, während die Streichinstrumente ein wunderbares Fundament dafür bereitstellen und es schaffen, eine positive Spannung aufzubauen.
Es ist schön zu hören, wie toll drei aufeinander bezogene – aber doch recht unterschiedliche – Klarinettenquintette auf der vorliegenden Einspielung dargeboten werden und den Hörer für dieses eigene kammermusikalische Genre zu begeistern vermögen.
Lorenz Adamer