Daniel Auner
[Kritik] Der neue Merker
WIEN – 4.4.2018: Arnold Schönberg Center – explosive ‚Verwandlungen‘ mit dem Auner Quartett
Ein junges Wiener Streichquartett, international bereits erfolgreich unterwegs, arbeitet sich mir akkurater Präzisionsarbeit an die Spitze heran: das AUNER QUARTETT. Die engagierten Musiker um Primarius Daniel Auner zeigen Profil – mit Wiener Klassik wie moderner Kammermusik.
20. Jahrhundert: Anton Weberns „Langsamer Satz“ ist eine der frühesten Kompositionen des ätherischen Wiener Musikpioniers vor nun schon an die hundert Jahren. In seinen Anfängen als ganz Junger: Spätromatik pur, nicht weit von der „Verklärten Nacht“ seines Mentors Arnold Schönberg entfernt, feinfühlig ansprechend als eine zart verklingende Elegie. Mit weit explosiveren Emotionen hat György Ligeti seine „Metamorphosen“, sein 1. Streichquartett aus dem Jahr 1968, in zügigen Fluss gebracht. Als ein wohl nicht ins Herz, aber mit experimentierfreudiger Frische und neuen Spieltechniken zugriffig in die damalige Moderne treffendes abwechslungsreiches Klangspiel.
19. Jahrhundert: Das Herz schlägt dagegen besonders stark in Ludwig van Beethovens Es-Dur Streichquartett op. 127, eine seiner ganz späten Kompositionen. Verblüffende Verwandlungen auch hier: Die ständigen Wechsel der Ausdrucksnuancen – bukolisch, zärtlich, emotionsgeladen, stets mit rhythmisch reizvollen Raffinessen – wirken ausgesprochen modern. Gestochen scharf modellierte das Auner Quartett Beethovens hier so kontrastierende Gefühlswelt heraus und bestätigte sich im Arnold Schönberg Center als ein zielorientiertes neues Wiener Ensemble mit breit gefächertem Repertoire, konzentriert auf dem richtigen Weg.
Meinhard Rüdenauer