Pizzicato -Magazin

Okt 15, 2021
Guy Engels

Pizzicato -Magazin

Romantische Reminiszenzen und Endzeitstimmung
1871 erblickt Alexander Zemlinsky das Licht der Welt. 1974 stirbt Egon Wellesz. Über 100 Lebensjahre liegen zwischen beiden Komponisten.  Zemlinsky erlebt als 40-Jähriger den Zusammenbruch des alten Europa und im Alter zudem das Nazi-Regime auf dem Höhepunkt seiner Schreckensherrschaft. Dieser Schreckensherrschaft musste Egon Wellesz sich wegen seiner jüdischen Wurzeln und seiner ‘Entarteten Kunst’ beugen und ins Exil flüchten. Wellesz war der erste Biograph von Arnold Schönberg, dessen Schüler Anton Webern ebenfalls in diesem CD-Programm zu finden ist. Das Auner Quartett hat ein kluges, kohärentes Programm zusammengestellt, dessen Musik von Verlustängsten, von Existenzängsten, Sehnsüchten und innerer Zerrissenheit geprägt ist.

Bei Alexander Zemlinsky ist es vor allem die Sehnsucht der schwindenden Spätromantik.  Das Auner Quartett spielt sein Quartett Opus 4 mit einer feinen, ausgeklügelten Klangbalance in einem finalen Aufschwung von romantischer Leidenschaft, gepaart mit wunderbar lyrischem Schmelz.
Klanglich wesentlich kompakter gestaltet sich das 5. Quartett von Egon Wellesz, ein Ausdruck des innerlichen Aufruhrs. Immerhin ist dieses Werk im vierten Kriegsjahr 1943 entstanden. Das Auner Quartett packt zu, setzt diese Musik mit viel Intensität und Spannung in expressive Klänge und Emotionen um – eine Interpretation, die betroffen macht.
Nicht minder ausdrucksstark gelingt Anton Weberns Langsamer Satz, ein letzter Ausflug des Schönberg-Schülers in die Spätromantik.

Mit Fritz Kreislers Syncopation gelingt zum Schluss noch ein stilsicherer Kontrapunkt – Musik aus den Goldenen Zwanzigern, jenes Jahrzehnt, in dem Europa zwischen zwei Katastrophen noch einmal tief Luft holt.

Alexander Zemlinsky was born in 1871. Egon Wellesz died in 1974. More than 100 years of life lie between the two composers.  At the age of 40, Zemlinsky experienced the collapse of the old Europe and, in his old age, the Nazi regime at the height of its reign of terror. Egon Wellesz had to bow to this reign of terror because of his Jewish roots and his ‘degenerate art’ and had to flee into exile. Wellesz was the first biographer of Arnold Schoenberg, whose student Anton Webern is also featured in this CD program.
The Auner Quartet has put together a clever, coherent program whose music is marked by fears of loss, existential angst, longing and inner turmoil.
In Alexander Zemlinsky’s case, it is above all the longing of the waning late Romantic period. The Auners play his Quartet Opus 4 with a fine, sophisticated tonal balance in a final upsurge of romantic passion coupled with wonderfully lyrical melting.
Tonally much more compact is the Fifth Quartet by Egon Wellesz, an expression of inner turmoil. After all, this work was written in the fourth year of the war, 1943. The Auner Quartet is gripping, transforming this music with much intensity and tension into expressive sounds and emotions – an interpretation that makes one concerned.
No less expressive is Anton Webern’s Langsamer Satz, a last excursion by the Schoenberg pupil into the late Romantic period.
Fritz Kreisler’s Syncopation is a stylistically confident counterpoint at the end – music from the Golden Twenties, the decade in which Europe took a deep breath between two catastrophes.

Pizzicato Magazin

Okt 15, 2021
Uwe Krusch

Pizzicato -Magazin
Romantische Reminiszenzen und Endzeitstimmung

​Das Gemälde Versinkende Sonne von Egon Schiele geht über die rein bildhafte Gestaltung hinaus, wenn das Auner Quartett Werke am Übergang von der Spätromantik hin zur Moderne einspielt. Denn die hier vorgestellten Stücke stehen vor allem noch der auslaufenden Epoche nahe und die kommenden Entwicklungen werden nur angedeutet. Bei Egon Wellesz mag man den Titel auch noch in persönlicher Weise lesen, da er das 5. Quartett schrieb, nachdem er wegen der Nationalsozialisten ins Englische Exil gegangen war und speziell im dritten Satz seinen Verlust in Töne fasste. Mit den frühen Kompositionen von Webern und Zemlinsky bietet das Auner Quartett den Rahmen für das Werk von Wellesz, das den schon gereiften Komponisten zeigt. Das Ensemble hat sich in der noch überschaubaren Zeit seines Bestehens inzwischen eine feine Spielart angeeignet, die von einer mehr als zuverlässigen Technik eingefangen wurde. Mit sicherer Balance arrangieren sie das Miteinander der Stimmen zu einem fein gewobenen Stimmengeflecht, das die Werke in charmant unaufgeregter Art interpretiert. Insbesondere der nach wie vor fast vergessene Egon Wellesz ist hier mit seinem Fünften Quartett in einer trefflichen Deutung zu erleben. Abgerundet wird die Aufnahme mit Syncopation von Fritz Kreisler, das mit seinem Hauch von Morbidität und Moderne einen versöhnlichen Abschluss zu einem ohnehin nicht aufreizend neutönenden Programm setzt.


The painting Sinking Sun by Egon Schiele goes beyond the purely pictorial when the Auner Quartet performs works at the transition from late romanticism to modernism. For the pieces presented here are above all still close to the expiring epoch and the coming developments are only hinted at. In the case of Egon Wellesz, the title may also be read in a personal way, since he wrote the Fifth Quartet after he had gone into exile in England because of the National Socialists, and especially in the third movement he captured his loss in tones.
With the early compositions of Webern and Zemlinsky, the Auner Quartet provides the framework for the piece by Wellesz, which shows the already mature composer. In the still manageable time of its existence, the ensemble has meanwhile acquired a fine style, enabled by a more than reliable technique. With a good balance, they arrange the interplay of their parts into a fine performance that displays the works in a charmingly unagitated manner. Egon Wellesz, still not known enough, can be experienced here with his Fifth Quartet in an excellent interpretation. The recording is rounded off with Syncopation by Fritz Kreisler, which, with its touch of morbidity and modernity, brings a conciliatory conclusion to a program that is in any case not tantalizingly threatening with new sounds.

NÖN Niederösterreichische Nachrichten

Mar 31, 2019
Otto Havelka
Niederösterreichische Nachrichten
Eine große Portion der "Kaiserhymne"

Das Auner Quartett sorgte im prall gefüllten Konzertsaal des Haydn Hauses mit Variationen von Haydns Kaiserhymne für Begeisterung im Publikum
MATINEE | Joseph Haydns "Kaiserhymne" ist nicht nur durch die deutsche Bundeshymne zu einem Evergreen der Klassik geworden
Rohrau| Salopp gesagt: Die Deutsche Bundeshymne ist ein kroatisches Volkslied, dem ein niederösterreichischer Komponist in einem Streichquartett zu Weltruhm verhalf.
Die Erfolgsgeschichte dieser Melodie wurde am vergangenen Sonntag im Haydn-Geburtshaus im Rahmen einer Matinee unter dem Titel "Gott erhalte! Gott beschütze!" aufgearbeitet. Das Auner Quartett und Ausnahmepianistin Magda Amara präsentierten bekannte und weniger bekannte Variationen der Kaiserhymne. Musikethnologe Michael Korth lieferte dazu in zwei Vorträgen spannende Hintergrundinformationen. Spannend ist die Geschichte, wie Joseph Haydn über Umwege zum Auftrag kam, eine Kaiserhymne für Franz II. zu komponieren und dass er dabei auf ein kroatisches Volkslied zurückgriff, das im Original die melancholische Trauer eines Mädchens ist, das ihren Geliebten nicht heiraten darf. Sei's drum: Haydns Melodie aus dem "Kaiserquartett" entpuppte sich als ein Schlager bis hin zur österreichischen Kaiserhymne. Der Ohrwurm wurde von zahlreichen Komponisten aufgegriffen. Einige dieser Variationen wurden im Haydn Haus eindrucksvoll zu Gehör gebracht. Neben dem "Rettungs-Jubel-Marsch" von Richard Strauss Sohn und einem "Souvenir de Vienne" von Clara Schumann sorgte vor allem die Variation über "Gott erhalte Franz den Kaiser" des wenig bekannten Komponisten und Lehrers von Franz Liszt, Carl Czerny, für Begeisterung, eine ebenso witzige wie fundamentale Variante der Kaiserhymne. Für diese großartige Kaiserhymnen-Melange spendierte das Publikum zu Recht überschwänglichen Applaus.

Die Presse

Jun 19, 2018
Dr. Wilhelm Sinkovicz
Die Presse

Die Gattung Klarinettenquintett hat mit dem A-Dur-Quintett von Mozart begonnen, einem Juwel, mit dem sich zu messen kaum ein bedeutender Komponist wagte. Brahms gelang es mit dem melancholischen op. 115 (leider hier nicht dabei); Max Reger schuf – ebenfalls gegen Lebensende – ein wunderbares Klarinettenquintett, das Simon Reitmaier und das Wiener Auner-Quartett auf dieser hinreißend musizierten CD mit Mozarts Werk konfrontieren. Als Brücke das Quintett von Ernst Ludwig Leitner, das „Metamorphosen über Themen von W. A. Mozart“ heißt und Echos aus dem Vorbild zu einem faszinierenden klanglichen Vexierbild bündelt. (Gramola)

klassik.com

Apr 10, 2018
Lorenz Adamer
Klassik.com

Mit drei faszinierenden Klarinettenquintetten lassen Simon Reitmaier und das Auner Quartett aufhorchen: Dem paradiesischen Klang des Tiroler Klarinettisten verfallen, sogt das Streichquartett für ein solides Fundament.
Für Liebhaber der Klarinette und kammermusikalischer Schmuckstücke erfüllt sich mit der vorliegenden Einspielung ein ersehnter Wunsch. Das Standardwerk dieses Genres – Mozarts Klarinettenquintett (KV 581) – wird durch die zeitgenössische Komposition des österreichischen Komponisten Ernst Ludwig Leitner und Max Regers Klarinettenquintett eindrucksvoll bereichert. Indirekt sind diese drei Werke auch aufeinander bezogen: Sowohl bei Max Regers Komposition als auch bei Ernst Ludwig Leitner merkt man die Bezugnahme auf Mozarts Komposition und die Verarbeitung einzelner Motivelemente.

Klanglich wird Mozarts Klarinettenquintett in A-Dur vom Klarinettisten Simon Reitmaier fabelhaft zelebriert. Es ist ein Genuss seinen feinen und klangintensiven Tönen zu lauschen. Das breite Klangspektrum des von Mozart geschätzten Holzblasinstrumentes wird vom Interpreten liebevoll ausgekostet und überzeugt sowohl im spritzigen Staccato als auch in lyrisch anmutenden Legato-Passagen. Das Auner Quartett knüpft hier weitgehend erfolgreich an, manchmal entsteht jedoch der Eindruck, dass die Phrasierungen, Verzierungen und die Artikulation noch eine Spur homogener und intimer möglich wären. Reitmaier und das Auner Quartett wählen generell ein Zeitmaß, das im Mittelfeld der bisherigen Interpretationsgeschichte einzuordnen ist und einen guten Ausgleich zwischen zelebrierter Bedächtigkeit und keckem Vorwärtsdrang schafft. Über die vier Sätze wird insgesamt ein schöner Bogen gespannt, der vor allem durch die melodische Führung des Klarinettisten dynamisch, virtuos und klanglich überzeugend wirkt.
Ernst Ludwig Leitners Klarinettenquintett 'Metamorphosen nach Motiven von W.A. Mozart' wurde 1997 durch Günther Gradischnig, den Soloklarinettisten des Bruckner-Orchesters Linz, und dem Quartett Ambassador uraufgeführt und hat mit der vorliegenden Einspielung sicherlich noch etwas an Bedeutung hinzu gewonnen. Das Auner Quartett zeigt hier feurige Expressivität und die Solovioline fasziniert gleich zu Beginn des ersten Satzes durch die klare Intonation und die klanglich fesselnde Interpretation des bearbeiteten Mozart-Motivs in extrem hoher Lage. Die Expressivität und das Erzeugen eines dunklen, kontrastvollen Klanges gelingt dem Streichquartett gut und auch die Virtuosität wird bemerkenswert zur Schau gestellt. Simon Reimaier glänzt wieder durch gewohnte eine intensive und detailverliebte Interpretation und lässt auch herausfordernde Achtelbewegungen und hohe Spitzentöne leicht und unbeschwert wirken.
Mit Max Regers Klarinettenquintett präsentieren sich das Auner Quartett und Reitmaier schlussendlich nochmals in unterschiedlichsten Facetten, die die generelle Symbiose des Holzblasinstrumentes mit dem Streichquartett bekräftigen. Melodisch, rhythmisch und agogisch wird sehr fein gearbeitet und vor allem die einzelnen unisono-Stellen wirken sehr homogen und fein aufeinander abgestimmt. Die Klarinette zelebriert ihren Klang und ihre Virtuosität, während die Streichinstrumente ein wunderbares Fundament dafür bereitstellen und es schaffen, eine positive Spannung aufzubauen.
Es ist schön zu hören, wie toll drei aufeinander bezogene – aber doch recht unterschiedliche – Klarinettenquintette auf der vorliegenden Einspielung dargeboten werden und den Hörer für dieses eigene kammermusikalische Genre zu begeistern vermögen.

Archiv

Apr 06, 2018
Meinhard Rüdenauer
Der neue Merker
WIEN – 4.4.2018: Arnold Schönberg Center – explosive ‚Verwandlungen‘ mit dem Auner Quartett
Ein junges Wiener Streichquartett, international bereits erfolgreich unterwegs, arbeitet sich mir akkurater Präzisionsarbeit an die Spitze heran: das AUNER QUARTETT. Die engagierten Musiker um Primarius Daniel Auner zeigen Profil – mit Wiener Klassik wie moderner Kammermusik.
20. Jahrhundert: Anton Weberns „Langsamer Satz“ ist eine der frühesten Kompositionen des ätherischen Wiener Musikpioniers vor nun schon an die hundert Jahren. In seinen Anfängen als ganz Junger: Spätromatik pur, nicht weit von der „Verklärten Nacht“ seines Mentors Arnold Schönberg entfernt, feinfühlig ansprechend als eine zart verklingende Elegie. Mit weit explosiveren Emotionen hat György Ligeti seine „Metamorphosen“, sein 1. Streichquartett aus dem Jahr 1968, in zügigen Fluss gebracht. Als ein wohl nicht ins Herz, aber mit experimentierfreudiger Frische und neuen Spieltechniken zugriffig in die damalige Moderne treffendes abwechslungsreiches Klangspiel.
19. Jahrhundert: Das Herz schlägt dagegen besonders stark in Ludwig van Beethovens Es-Dur Streichquartett op. 127, eine seiner ganz späten Kompositionen. Verblüffende Verwandlungen auch hier: Die ständigen Wechsel der Ausdrucksnuancen – bukolisch, zärtlich, emotionsgeladen, stets mit rhythmisch reizvollen Raffinessen – wirken ausgesprochen modern. Gestochen scharf modellierte das Auner Quartett Beethovens hier so kontrastierende Gefühlswelt heraus und bestätigte sich im Arnold Schönberg Center als ein zielorientiertes neues Wiener Ensemble mit breit gefächertem Repertoire, konzentriert auf dem richtigen Weg.

Feb 06, 2018
Rita Nomicaitė
amb.lt
Vasario 6-osios vakare bibliotekos konferencijų salėje koncertavo Aunerio kvartetas (Viena): Daniel Auner, Barbara Auner (smuikai), Nikita Gerkusov (altas), Konstantin Zelenin (violončelė). Šis jaunas ansamblis – Vienos Muzikos ir vaidybos meno universiteto profesoriaus smuikininko Johanneso Meisslio auklėtinis. Aunerio kvartetas atvyko į Europos kamerinės muzikos akademijos kursus, šįkat rengiamus Vilniuje, Lietuvos muzikos ir teatro akademijoje. J. Meissl, kaip šių kursų dėstytojas bei „Artis“ kvarteto muzikantas, jau yra tapęs Lietuvos muzikantų ir muziką adoruojančiųjų bičiuliu.
Aunerio kvartetas koncertuoja įvairiose Europos šalyse, turi sukaupęs visų epochų kūrinių repertuarą. Bibliotekoje ansamblis surengė rimtą pilnos apimties koncertą. Skambėjo: Wolfgango Amadeus Mozarto (1756 –1791) Styginių kvartetas KV 157 C-dur (3 dalys); kvarteto draugės Johannos Doderer (g.1969) Styginių kvartetas Nr. 3 „Wutmarsch“ – pjesė, vaizduojanti mažą piktą karalių; Felixo Mendelssohno-Bartholdy (1809–1847) Styginių kvartetas op. 12 Nr. 3 a-moll. Pastarasis, kaip vokiškai komentavo kvarteto primarijus (jo žodžius į rusų k. vertė kolega violončelistas, augęs Baltarusijoje), yra pirmasis Mendelssohno kvartetas, parašytas išstudijavus Ludwigo van Beethoveno kūrybą, todėl pilnas Beethoveno citatų. Ir desperacinių nuotaikų, ypač finale. Tai didelis, ilgas, 4 dalių kūrinys.
Itin gausiai susirinkusi publika išprašė kūrinio po programos. Kvartetas nudžiugino, jaunatviškai energingai pagrieždamas W. A. Mozarto populiariojo Divertismento D-dur KV 136 baigiamąją dalį.
Vakarą pradėjusi vyriausioji bibliotekininkė Karmela Rudaitienė pristatė svečius, taip pat išreiškė bibliotekos padėką Austrijos užsienio reikalų ministerijai už paramą organizuojant koncertą bei Austrijos Respublikos ambasadai Kopenhagoje už tarpininkavimą.
Muzikologė Rita Nomicaitė

Jan 16, 2018
Horst Reischenböck
Drehpunkt Kultur
Mozarts A-Dur-Quintett KV 581, Gipfel der Literatur, absolutes Maß aller Dinge, entstand in Hinblick auf das Können von Anton Stadler. Zeitgenosse Johann Friedrich Schink rühmte ihn anlässlich einer „musikalischen Academie“: „Hätt' nicht gedacht, daß ein Clarinet menschliche Stimme so täuschend nachahmen könnte ... Hat doch Dein Instrument einen Ton so weich, so lieblich, daß niemand widerstehn kann, der ein Herz hat.“
Den Spuren dieser angesprochenen Lieblichkeit, geadelt durch Wolfgang Amadés Genie, folgte Simon Reitmaier verführerisch, sanft im Auskosten der Farben seines Instruments und virtuos zugleich, ohne eventueller Melancholie mit Blick auf ein „Spätwerk“ zu sehr Vorschub zu leisten. Die Aufnahme, Auftakt seiner jüngsten CD, entstand in der Universität Mozarteum, an der ihn einst Alois Brandhofer unterrichtet hatte. Gleich vom Einstieg in den Kopfsatz an in perfekt ausgewogener Übereinstimmung mit dem international besetzt aufstrebenden jungen Auner Quartett: Daniel Auner und Barbara de Menezes Galante-Auner, Violine, Natali Bińkowska, Viola, und Konstantin Zelenin, Violoncello, fanden an der Wiener Musik-Universität zusammen.
An Mozart kommt in Salzburg kein Musiker vorbei. Ernst Ludwig Leitner, auch am Mozarteum tätig, beschäftigte sich mit ihm schon vor gut vierzig Jahren, als er „Metamorphosen nach Themen von W. A. Mozart“ komponierte. Als er danach um ein Klarinettenquintett gefragt wurde, bildete dieser erneut den gedanklichen Ausgangspunkt zu weiteren „Metamorphosen nach Motiven von W. A. Mozart“ in drei Teilen. Konkret ein Themen-Zitat aus dem Larghetto. Das erklingt vorerst nach getragenem Beginn in Geigen-Flageolett, ehe sich die Bläserstimme in den über weite Strecken wesentlich ernsteren Verlauf einklinkt. Eine tänzerischer bestimmte Episode führt in ein tiefgründig schwermütiges, fast düsteres Largo, konterkariert durch nachdrücklich spitz hohe Töne der Klarinette. Das abschließend beschwingtere Allegretto führt den Ausgangsgedanken dann nach kontrapunktischem Stimmengeflecht in positivere Gefilde.
Drittes Werk auf der CD, exzellent passend in seinem spätromantischem Duktus, ist Max Regers spätes Quintett in A-Dur op. 156. Auch dieses luzide Werk des früh Verstorbenen ist zumindest vom Aufbau her von Mozart bestimmt ist, mit dem Reger sich ja schon zuvor in seinen Orchestervariationen op. 132 intensiv beschäftigt hatte. Nun beschloss er sein nun Opus ultimum analog zum Gegenstück von Wolfgang Amadé auch mit einem Variationensatz. In Summe Gelegenheit für Reitmaier, seinen Ton lang getragen nochmals betörend aufblühen zu lassen. Im einleitenden, Johannes Brahms beschwörenden Amabile genauso wie im Gesang des Largo. Allen Freunden des „süßen Hölzls“ ans Herz gelegt!

Dec 12, 2017
Lia Buchner
Oberländer Wochenzeitung
Simon Reitmaier und das Auner-Quartett in der Villa Schindler
Zur Präsentation ihrer ersten gemeinsamen CD gaben der Klarinettist Simon Reitmaier und das Auner Quartett ein Konzert mit Kostproben der Studioaufnahmen. Ein Glücksfall.
Die musikalische Zusammenarbeit zwischen Simon Reitmaier und dem Auner Quartett war Liebe auf den ersten Blick. Gleich nach der ersten Kontaktaufnahme via Facebook vor zwei Jahren gaben die fünf Musiker ihr erstes gemeinsames Konzert in Wien: Mozarts „Klarinettenquintett in A-Dur“. Ein paar Konzerte später entstand die Idee zu einer CD Aufnahme mit drei Klarinettenquintetten, allen voran wieder Mozart.
Diese Werkwahl ist kein Zufall. Das Mozartquintett gilt als eines der spannendsten Werke für Klarinette, „da misst man sich mit den ganz Großen“, sagt der gebürtige Telfer Simon Reitmaier. Mozart hatte das Quintett für den großen Klarinettisten Anton Stadler geschrieben – einen seiner engsten Freunde – und spielte selbst als Bratschist im Ensemble mit. Ein Werk für einen eingeschworenen Freundeskreis. In der Villa Schindler gelang es den fünf Musikern wunderbar, die von Mozart gedachte – freundschaftliche – Ebenbürtigkeit aller Stimmen umzusetzen. Kaum übernimmt ein Instrument die Führung, wird es wenige Takte später spielerisch von den anderen eingeholt und abgelöst. „Gerade diese Dialoge waren für uns so spannend“, erzählt Daniel Auner. „Wir als Quartett musizieren fast wie ein einziges, großes Instrument, und dann kommt ein Fünfter dazu! Das ist enorm bereichernd für uns alle.“ Die dichte Akzentuierung und die fein gestaltete Zwiesprache zwischen Klarinette (Simon Reitmaier) und der ersten Violine (Daniel Auner) machten diese Spannung greifbar.
Die Villa Schindler als Aufführungsort für diese Matinee war eine mehr als glückliche Wahl. Der kleine, intime Rahmen erwies sich als ideal für die kammermusikalische Atmosphäre des Konzertes, auch wenn noch ein paar Stühle für das zahlreiche Publikum dazugestellt werden mussten. Es wäre eine Freude, die Villa Schindler häufiger mit so hervorragenden Konzerten bespielt zu erleben.

Dec 02, 2017
Tiroler Tageszeitung
Telfs – „Im Atem der Zeit“ hieß die erste CD von Simon Reitmaier mit Klarinetten-Sololiteratur. Nun hat das österreichsche Label Gramola auf das Tiroler Talent zugegriffen und ebenso auf seine Partnerschaft mit dem jungen Auner Quartett. Die entstandene CD vereint Mozarts zauberhaftes Klarinettenquintett mit den ebenso besetzten Werken von Max Reger und dem oberösterreichischen Komponisten Ernst Ludwig Leitner.
„Die Erfüllung eines lang gehegten Traumes“, schreibt Reitmaier im Booklet, und so klingt diese Einspielung. Sein lyrischer, leicht elegischer, dabei gewandter Klarinettenton dient nie der Selbstdarstellung, sondern allein dem Ausdruck und zeigt sich darin sehr flexibel. Die perlenden Nuancen und Melodieschönheiten Mozarts, die nicht nur rhythmischen Pointen Leitners und das spätromantisch herbstliche Ausufern des langen Reger-Stücks, all die Schatten und Farben sind vernetzt mit den Stimmen des Streichquartetts, in die sich die ebenfalls in gedeckter Stimmung sich bewegende Klarinette oft gleichrangig einfügt. Die sehr differenzierten, vorzüglichen Auner-Streicher nehmen die Bläserstimme liebevoll auf.
Die Musiker präsentieren die CD am Sonntag um 11 Uhr in der Villa Schindler in Telfs und musizieren Mozart und Reger.

Nov 30, 2017
Peter Kislinger
Ö1 DES CIS
Kaum eine Größe der Klarinettenzunft hat es sich nehmen lassen, sich mit diesem Juwel nicht nur dieser Gattung auf Schellack, Vinyl, Audiocassette oder CD zu verewigen. Warum schon wieder Mozarts Klarinettenquintett?
Schon nach wenigen Takten ist die Antwort parat: Der am Mozarteum Salzburg und an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien ausgebildete Simon Reitmaier und das Auner Quartett nehmen zunächst mit zu Herzen gehend phrasierten Kantilenen ein und überzeugen bei genauerem Hinhören mit tatsächlich Takt für Takt durchgearbeitetem Musizieren. Dynamik, Tempi, Ensemblespiel wie solistische Leistungen lassen keinen Wunsch offen. Den Rezensentenbaustein "kaum-einen-Wunsch-offen" musste ich mir nicht extra verkneifen.
Das Quintett ist nun mal, wie Reitmaier sagt, "eine der schönsten Freundesgaben der Musikgeschichte", also lässt es sich nicht vermeiden, die Leistung des Klarinettisten zu erwähnen. Sein Spiel ist nie auftrumpfend, seine Tongebung in allen Lagen voll, rund, warm und, wenn nötig, schlicht. Sofort aufhorchen lassen auch gemeinsam mit der 1. Violine (Daniel Auner) feinst gestaltete Dialoge.
Der CD-Rat wäre nicht ohne Hinweis auf die kluge Werkkombination komplett. Nach dem Mozartquintett sollte man sich die "Metamorphosen nach Motiven von W. A. Mozart" von Ernst Ludwig Leitner nicht entgehen lassen und vielleicht zuerst daraus den 3. Satz hören, dann, wie in Konzerten der fünf Musiker erprobt, nach einer Pause das 1915/16 entstandene Quintett von Max Reger.

Sep 09, 2017
Oberösterreichische Nachrichten
Temperamentvoll gespielte Kammermusik
Mit dem Auner Quartett Wien präsentierte die European Chamber Music Academy unter der künstlerischen Leitung von Johannes Meissl und Hatto Beyerle ein weiteres österreichisches Ensemble, das auf dem Weg zur internationalen Spitze hervorragend unterwegs ist.
Die jungen Musiker aus verschiedenen Ländern, die sich in Wien beim Studium getroffen haben, präsentierten im ersten Teil zwei Quartettsätze von Schubert und Webern sowie das D-Dur Divertimento KV 137 von Mozart, bei dem vor allem die ungezwungene Zugangsweise voll Elan und Spielfreude begeisterte.
Im zweiten Teil mit Beethovens c-Moll-Quartett aus Opus 18 ging das Auner Quartett mit intensivem Ton und Temperament an die Sache heran. Die Draufgaben – Pizzicato-Polka und Bachs D-Dur-Air – rutschten ein wenig ins "Klassik für Millionen"-Genre ab, waren aber dennoch fein musiziert.
Marienkirche Steyr: Konzert Auner Quartett im Rahmen des Kalkalpen Kammermusik Festivals, 7. September

Nov 30, 2017
Martin Kalchhauser
Niederösterreichische Nachrichten
Fünfmal höchste Virtuosität
Mozart & Reger | Mit dem Auner-Quartett und Simon Reitmaier war jede Position top besetzt.
Der Klarinettist Simon Reitmaier stand beim letzten „Geras klingt“-Konzert dieser Saison im Mittelpunkt. Bei der Aufführung der Werke von Wolfgang Amadeus Mozert und Max Reger waren ihm jedoch seine Begleiter, die Musiker des Auner-Quartetts, vollkommen ebenbürtige Bühnen-Partner. Nach einer kurzen Werkeinführung durch Ingomar Hofbauer und einer „Aufwärmrunde“ ohne Reitmaier mit Mozarts Divertimento in F-Dur ging es beim Klarinettenquintett in ADur zur Sache. Mit Mozarts verspielten Melodien, in hör- und spürbarer Freude am Musizieren dargebracht, gewann man die Herzen der Gäste m Fluge. Reitmaier beeindruckte mit der seinem Ruf entsprechenden höchsten Virtuosität. Die Antwort auf die Frage, wann dieser Meister seines Instruments denn eigentlich Luft holt, blieb unbeantwortet … Als ebenbürtige Partner hatte er Daniel Auner und dessen Gattin Barbara (beide Violine) auf der einen, die ebürtige Warschauerin Natalia Binkowska (Viola) und Konstantin Zelenin (Violoncello) auf der anderen Seite auf der Bühne. Dichtes Klanggewebe wurde perfekt entwirrt Wenngleich das im zweiten Teil des Konzerts gespielte Klarinettenquintett in A-Dur, diesmal allerdings jenes des Komponisten Max Reger (1873 – 1916), vielleicht weniger gut „ins Ohr ging“, so wurden seine Noten doch in einer Meisterleistung aller Beteiligten in sensationeller Qualität zum Leben erweckt. Die fast geniale Auflösung diverser Dissonanzen, mit der Reger mit diesem letzten Werk seines Lebens die Ausführenden auf eine harte Probe stellt, wurden sowohl von den Streichern als auch von Reitmaier vorbildlich gemeistert. Es gelang ihnen, das motivisch dicht gefügte Klanggewebe des Stücks, das erst nach Regers Tod uraufgeführt wurde, meisterlich zu entwirren. Was die Geraser Konzertbesucher nicht wussten: Nicht nur die Musiker waren spezielle. Auch eines der Instrumente, die zum Einsatz kamen, war ein besonderes:

Daniel Auners Geige ist eine Leihgabe der Österreichischen Nationalbank, die diese Kostbarkeit nur an ausgesuchte Könner verborgt. Das Instrument wurde vom italienischen, 1786 in Turin verstorbenen Geigenbauer Giovanni Battista Guadagnini 1752 in Mailand gebaut. Es hat den stolzen Wert von 1,3 Millionen Euro!